Was tun bei Kreditkartenbetrug?
Kreditkartenbetrug ist ein zunehmendes Problem in Deutschland und weltweit. Immer wieder gelingt es Kriminellen, an die Daten von Kreditkarten zu gelangen und diese für betrügerische Zwecke zu missbrauchen. Ob durch Phishing, Hackerangriffe oder den Diebstahl der physischen Karte – die Methoden der Betrüger sind vielfältig.
Doch was sollten Sie tun, wenn Sie Opfer von Kreditkartenbetrug werden? Und wie können Sie sich im Vorfeld schützen? Dieser Artikel gibt Ihnen einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Schritte und Vorsichtsmaßnahmen.
Das Wichtigste in Kürze
- Haftung: Bei Kreditkartenbetrug haften Sie maximal bis zu 50 Euro, sofern Sie nicht grob fahrlässig oder betrügerisch handeln.
- Sofortmaßnahmen: Sperren Sie die Karte umgehend, wenn Sie einen Diebstahl oder unbekannte Buchungen bemerken.
- Polizeiliche Anzeige: Erstatten Sie bei Diebstahl oder Missbrauch Anzeige bei der Polizei.
- Reklamation: Unbekannte Abbuchungen können Sie bei Ihrer Bank reklamieren.
Wie kommen Kriminelle an die Kartendaten?
Kriminelle nutzen verschiedene Methoden, um an die Daten von Kreditkarten zu gelangen. Einige der häufigsten Techniken sind:
- Phishing-E-Mails: Betrüger senden gefälschte E-Mails, die vorgeben, von seriösen Unternehmen wie Banken oder Onlineshops zu stammen. Diese E-Mails enthalten oft Links zu präparierten Websites, auf denen Sie zur Eingabe Ihrer Kreditkartendaten aufgefordert werden. Diese Websites sehen oft täuschend echt aus, sodass viele Nutzer arglos ihre Daten eingeben.
- Schadsoftware: Durch infizierte Anhänge in E-Mails oder manipulierte Websites wird Schadsoftware auf Ihrem Computer installiert, die Ihre Eingaben protokolliert und an die Betrüger sendet. Diese Software kann auch über scheinbar harmlose Downloads oder Apps verbreitet werden.
- Datenlecks bei Banken und Onlineshops: Hackerangriffe auf Banken oder Onlineshops können dazu führen, dass große Mengen an Kreditkartendaten gestohlen werden. Ein bekanntes Beispiel ist der Angriff auf die amerikanische Bank Capital One im Jahr 2019, bei dem die Daten von etwa 100 Millionen Kunden gestohlen wurden. Solche Angriffe zeigen, wie verwundbar selbst große Unternehmen sein können.
- Diebstahl der physischen Karte: Wenn Ihre Karte gestohlen wird, kann der Dieb sie für Einkäufe im Internet oder in Geschäften nutzen, insbesondere wenn die Karte nicht durch eine PIN geschützt ist. In einigen Geschäften reicht eine Unterschrift aus, die leicht gefälscht werden kann.
- Skimming: Betrüger manipulieren Geldautomaten oder Kassenterminals, um Kartendaten auszulesen und zu kopieren. Diese Daten werden dann verwendet, um gefälschte Karten herzustellen oder Online-Transaktionen durchzuführen.
- Social Engineering: Kriminelle nutzen psychologische Tricks, um Opfer dazu zu bringen, ihre Kartendaten freiwillig preiszugeben. Dies kann über Telefonanrufe, SMS oder sogar persönliche Interaktionen geschehen.
Wie können Sie sich vor Missbrauch schützen?
Obwohl kein Schutz hundertprozentig sicher ist, können Sie das Risiko eines Kreditkartenmissbrauchs erheblich reduzieren, indem Sie einige einfache Regeln befolgen:
1. Sparsam mit Daten umgehen
Geben Sie Ihre Kreditkartendaten nur an vertrauenswürdige Unternehmen weiter. Je mehr Firmen Ihre Daten haben, desto höher ist das Risiko, dass diese in falsche Hände geraten. Überlegen Sie genau, welchen Onlineshops oder Apps Sie Ihre Daten anvertrauen wollen.
2. Karte und Geheimzahl getrennt aufbewahren
Bewahren Sie Ihre Kreditkarte niemals zusammen mit der Geheimzahl auf. Im Falle eines Diebstahls könnte sonst grobe Fahrlässigkeit unterstellt werden, was dazu führt, dass Sie für alle Schäden haften müssen. Notieren Sie Ihre PIN niemals auf der Karte oder in der Nähe davon.
3. Kreditkartenabrechnungen regelmäßig überprüfen
Prüfen Sie Ihre Kreditkartenabrechnungen sorgfältig auf unbekannte Buchungen. Selbst kleine Beträge (z. B. 1 oder 2 Cent) können ein Hinweis auf einen Testlauf der Betrüger sein. Kontrollieren Sie auch nach dem Sperren der Karte weiterhin Ihre Abrechnungen, um sicherzustellen, dass keine weiteren betrügerischen Transaktionen stattfinden.
4. Vorsicht bei Online-Einkäufen
Achten Sie beim Online-Shopping auf die Sicherheit der Website. Eine verschlüsselte Verbindung erkennen Sie am „https://“ in der Adresszeile und einem Schloss-Symbol. Nutzen Sie nach Möglichkeit das 3D-Secure-Verfahren (z. B. „Verified by Visa“ oder „Mastercard Secure Code“), das eine zusätzliche Sicherheitsstufe bietet. Seien Sie misstrauisch gegenüber Websites, die ungewöhnlich günstige Angebote machen oder deren Adresse verdächtig aussieht.
5. Nutzen Sie die Sicherheitsdienste Ihrer Bank
Viele Banken bieten zusätzliche Sicherheitsfunktionen an, wie z. B. die Möglichkeit, die Karte zeitweise zu sperren oder Transaktionen per Push-Nachricht zu bestätigen. Informieren Sie sich über die verfügbaren Optionen und nutzen Sie diese. Einige Banken ermöglichen es Ihnen auch, die Karte für bestimmte Länder oder Funktionen zu sperren, was besonders im Urlaub nützlich sein kann.
6. Aktualisieren Sie Ihre Software
Halten Sie Ihre Software, insbesondere Ihr Betriebssystem und Ihren Browser, immer auf dem neuesten Stand. Viele Updates enthalten Sicherheitspatches, die bekannte Schwachstellen schließen. Verwenden Sie auch eine zuverlässige Antivirensoftware, um Schadsoftware zu erkennen und zu blockieren.
7. Seien Sie vorsichtig mit öffentlichem WLAN
Öffentliche WLAN-Netzwerke sind oft unsicher und können von Kriminellen genutzt werden, um Daten abzufangen. Vermeiden Sie daher Online-Banking oder Einkäufe über öffentliches WLAN. Nutzen Sie stattdessen ein virtuelles privates Netzwerk (VPN), um Ihre Daten zu schützen.
Was tun bei Kreditkartenbetrug?
Sollten Sie den Verdacht haben, dass Ihre Kreditkarte missbraucht wurde, ist schnelles Handeln entscheidend. Hier sind die wichtigsten Schritte:
- Karte sperren: Sperren Sie Ihre Karte sofort, sobald Sie einen Verdacht auf Betrug haben. Dies können Sie entweder direkt bei Ihrer Bank oder über den Sperrnotruf 116 116 tun. Beachten Sie, dass der Sperrnotruf nicht von allen Anbietern unterstützt wird. Wenn Sie im Ausland sind, müssen Sie die Vorwahl für Deutschland (0049) verwenden. Für American Express-Karten rufen Sie direkt bei American Express an (0049 69 9797-1000).
- Kartendiebstahl anzeigen: Erstatten Sie bei Diebstahl oder Missbrauch Ihrer Karte Anzeige bei der Polizei. Lassen Sie sich die Anzeige schriftlich bestätigen, um nachweisen zu können, dass Sie Ihre Pflichten erfüllt haben. Dies ist wichtig, falls es später zu Streitigkeiten mit Ihrer Bank kommt.
- Unbekannte Buchungen reklamieren: Entdecken Sie unbekannte Abbuchungen auf Ihrer Kreditkartenabrechnung, können Sie diese bei Ihrer Bank reklamieren. Die gesetzliche Frist für die Rückbuchung beträgt acht Wochen, viele Kreditkartenanbieter gewähren jedoch längere Fristen. Füllen Sie die entsprechenden Formulare aus und reichen Sie diese bei Ihrer Bank ein.
- Ersatzkarte beantragen: Nach der Sperrung Ihrer Karte benötigen Sie eine neue Karte. Die Kosten hierfür dürfen nur die tatsächlich anfallenden Ausgaben der Bank abdecken. Informieren Sie sich bei Ihrer Bank über den genauen Ablauf und die Kosten.
- Anwalt einschalten: Falls Ihre Bank sich weigert, das gestohlene Geld zurückzuerstatten, können Sie einen Fachanwalt einschalten. Dieser kann Sie bei der Durchsetzung Ihrer Ansprüche unterstützen. In unserem Ratgeber zum Thema Phishing finden Sie eine Liste von Anwälten, die wir für empfehlenswert halten.
Welche Kosten entstehen im Betrugsfall?
- Sperrung der Karte: Das Sperren einer Kreditkarte ist in der Regel kostenlos.
- Ersatzkarte: Für die Ausstellung einer neuen Karte können Gebühren anfallen, die jedoch nur die tatsächlichen Kosten der Bank abdecken dürfen.
- Haftung: Gemäß § 675v BGB haften Sie bei Kreditkartenbetrug maximal mit 50 Euro, sofern Sie den Verlust umgehend melden und nicht grob fahrlässig gehandelt haben. Viele Banken bieten jedoch eine „Zero Liability Protection“ an, die Sie von der Haftung befreit. Diese Regelung gilt jedoch nur, wenn Sie die vertraglichen Bedingungen eingehalten haben.
Fazit
Kreditkartenbetrug ist eine reale Bedrohung, aber mit den richtigen Vorsichtsmaßnahmen und einem schnellen Handeln im Ernstfall können Sie das Risiko minimieren und Schäden begrenzen. Bewahren Sie Ihre Kartendaten sicher auf, überprüfen Sie regelmäßig Ihre Abrechnungen und nutzen Sie die Sicherheitsdienste Ihrer Bank.
Sollte es dennoch zu Betrug kommen, sperren Sie die Karte umgehend, erstatten Sie Anzeige bei der Polizei und reklamieren Sie unbekannte Buchungen bei Ihrer Bank. Mit diesen Schritten sind Sie bestens gerüstet, um Kreditkartenbetrug effektiv zu bekämpfen. Bleiben Sie wachsam und informiert, um sich vor den immer raffinierteren Methoden der Betrüger zu schützen.